Mit den Staatsanleihezinsen steigen auch die Hypothekenzinsen. In den Vereinigten Staaten schossen die Hypothekenzinsen für die richtungweisende festverzinsliche Anleihe mit einer Laufzeit von 30 Jahren in dieser Woche auf 4,25% nach oben. Dies entspricht gleichzeitig einem 2-Jahres-Hoch.

Eine neue Welle mit Problemen

Mancherorts werden gar schon bis zu 4,37% an Zinsen für den Haus- und Wohnungskauf fällig. Gerade in einem derart zinssensitiven Umfeld wie an Amerikas Immobilienmärkten wird sich diese Entwicklung wohl dämpfend auf die Verkaufsaktivitäten auswirken. Ein nach unten weisender Preistrend besteht in den USA schon seit einiger Zeit im Luxussegment.

Bemüht man die Historie, so leitet sich aus dieser Entwicklung alles andere als ein gutes Vorzeichen ab. Es verwundert nicht, dass der quasi-verstaatlichte Hypothekenriese Freddie Mac unter Bezugnahme auf die aktuelle Situation an den Zinsmärkten vor sich abzeichnenden Schwierigkeiten an Amerikas Immobilien- und Kreditmärkten warnt.

Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Zinsen vor nicht einmal einem Monat nur knapp über ihren bisherigen Allzeittiefs notierten. Die Geschwindigkeit, in welcher der Zinsanstieg erfolgt ist, lässt sich nur mit zwei anderen Perioden in der jüngeren Geschichte vergleichen: mit den Jahren 1987 und 1996.

Fed-Zinsanhebung bereits beschlossene Sache?

Mehr und mehr Analysten und Beobachter warnen davor, dass sich die mit hohem Tempo kletternden Kreditkosten auf weite Bereiche der amerikanischen Wirtschaft negativ auswirken werden. Auch gestern standen die Bondmärkte unter einem hohen Verkaufsdruck, wodurch die Zinsen durch ehemalige Widerstandsbereiche katapultiert wurden.

Bei Freddie Mac wird mit großer Gewissheit davon ausgegangen, dass die Federal Reserve dem allgemeinen Zinstrend an den Bondmärkten im Rahmen ihrer Dezembersitzung folgen wird. Eine Zinsanhebung von 25 Basispunkten sei nahezu ausgemachte Sache. Vielerorts wird hingegen mit einer Zinserhöhung von 50 Basispunkten gerechnet.

Ein Blick auf die Futures-Märkte zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit für einen im Dezember erfolgenden Zinsschritt in den Vereinigten Staaten mit überwältigender Mehrheit eingepreist wird. Doch nicht nur das. Auch mit Blick auf die absehbare Zukunft gehen die Erwartungen der Akteure an den Futures-Märkten von noch aggressiveren Zinsschritten der Fed in 2017 aus.

Freddie Mac richtet sich auf weitreichende Veränderungen an den Zinsmärkten in Amerika ein. Laut eigens angepasster Prognosen sollen die Zinsen im Lauf der nächsten Monate weiter moderat steigen. Schon zum Ende des Jahres 2017 sollen sich die Zinsen unter Bezugnahme auf die eigenen Modelle auf einem signifikant höheren Niveau bewegen.

Um zu verdeutlichen, welche Auswirkungen ein solcher Zinsanstieg auf die Wirtschaft und den Häusermarkt zeitigen würde, untersuchte Freddie Mac Entwicklungen aus einer Periode, in der die Zinsen ähnlich unerwartet stark angestiegen waren wie momentan. Dabei handelt es sich um das Jahr 2013, in dem Ankündigungen zum QE-Ende durch die Fed einsetzten.

Allein an den Hypothekenmärkten schossen die Zinsen im Herbst 2013 um einen vollen Prozentpunkt von 3,5% auf 4,5% nach oben. Analysten sind der Ansicht, dass Kreditnehmer die aktuellen Warnungen ernst nehmen sollten. Denn anders als im Jahr 2013 sei heute nicht damit zu rechnen, dass es sich um eine Eintagsfliege handeln werde.

Die Fed folgt den Märkten

Vielmehr zeichne sich gerade eine nachhaltige Trendwende an den Zinsmärkten ab, die durch Erwartungen an eine anziehende Inflation sowie einer Auflage von neuen Fiskalprogrammen befeuert werde. Und was macht die Fed? Kann sich deren Offenmarktausschuss langfristig gegen Trends an den Zinsmärkten stemmen?

Momentan zeigt sich wieder einmal folgendes: Die Märkte laufen voraus – und die Fed folgt. Die Illusion, dass eine Notenbank wie die Fed die riesigen Kredit- und Zinsmärkte auf Dauer kontrollieren und unter ihre Fittiche brächte, könnte sich bald – auch wenn es zu temporären Korrekturen kommen dürfte – ein weiteres Mal in Luft auflösen.

Bleibt die Frage: Wie viel an Zinssteigerungen verträgt dieses schuldenbasierte System, bevor es zu ernsthaften Verwerfungen an den globalen Kreditmärkten kommen wird?

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